HPC für Biotec-Startups - Maggie Goiser


2.12.2024

EuroCC öffnet Biotec-Startups den Weg zum Supercomputer


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Bioinformatik und Supercomputing gehören zusammen wie Google und Suchen – und jede:r weiß: Rechenressourcen sind manchmal knapp. EuroCC Austria, das nationale Kompetenzzentrum für Supercomputing, Big Data und AI, bietet kostenlosen Zugang zum österreichischen Supercomputer VSC sowie Biotec-Expertise für Startups und KMU. Bioinformatikerin Malgorzata Goiser erzählt, wie das konkret abläuft.

Das Interview führte Bettina Benesch

Malgorzata, wie unterstützt du Startups und KMU im Bereich Bioinformatik?


Ich stehe für sämtliche Fragen in diesem Bereich zur Verfügung, die unsere User:innen am Vienna Scientific Cluster (VSC) haben. Ich berate all jene User:innen bioinformatisch, die gerade ins Supercomputing einsteigen oder ein neues Projekt aufsetzen möchten. Auch hinsichtlich der Tools, die sie verwenden können. Bioinformatik ist ein Feld, das sich ständig verändert. Unsere Expertise bei EuroCC liegt darin, unseren User:innen diese Änderungen rasch weiterzugeben. Zusätzlich halte ich immer Ausschau nach Partner:innen, die entweder HPC-Rechenressourcen brauchen oder die Expertise haben, die unsere Kund:innen brauchen.

Viele wissen nicht, dass wir in Österreich einen Supercomputer haben, der jedem Unternehmen offensteht. Außerdem vermitteln wir Zugang zu Hochleistungsrechnern in ganz Europa.

Was fasziniert dich an deiner Arbeit besonders?


Ich mag es, Menschen für HPC zu begeistern. Viele wissen nicht, dass wir in Österreich einen Supercomputer haben, der im Grunde jedem Unternehmen offensteht – ganz abgesehen von den anderen europäischen Systemen zu denen jedes Unternehmen in der Region Zugang haben kann. Diese Möglichkeit sollte man nutzen, finde ich, denn HPC kann einen großen Beitrag leisten und Innovation in Europa immens vorantreiben.


Wer ist denn der typische Kunde von EuroCC Austria?


Wir richten uns vorrangig an Startups und KMU, aber wir sind für alle da, die keinen eigenen Cluster oder keinen Zugang zu einem Cluster haben. Das Besondere an EuroCC ist, dass das Projekt Zugang zu Hochleistungsrechnern in ganz Europa ermöglicht, also auch zu den Pre-Exascale-Systemen, die derzeit in Finnland, Italien und Spanien stehen.


Welche Anwendungsfelder in der Bioinformatik sind für HPC prädestiniert?
 

Klassischerweise geht es um Analysen von sequenzierten Daten im Bereich Genetik oder Proteomics. Früher war es beispielsweise sehr mühsam, im Labor Proteinstrukturen vorherzusagen – jetzt funktioniert das dank AlphaFold und ähnlicher Tools recht schnell und mit einer hohen Vorhersagegenauigkeit.


Was tut sich gerade im Bereich Bioinformatik und Künstliche Intelligenz (KI)?


Ein Projekt, an dem derzeit gearbeitet wird und das ich sehr spannend finde, ist das Zusammentragen von allem, was im Bereich Lebenswissenschaften jemals erforscht wurde.

Ein Projekt, an dem derzeit gearbeitet wird, ist das Zusammentragen von allem, was im Bereich Lebenswissenschaften jemals erforscht wurde.

Alles, was in dem Bereich jemals geschrieben wurde, soll in einer KI zusammenfließen, um Zusammenhänge erkennen zu können. Natürlich ist dieses Projekt extrem aufwändig, denn die Texte müssen erst validiert werden. Es wird also lange dauern, bis die KI letztlich breit eingesetzt werden kann.
 

Welche Herausforderungen gibt es im Bereich Gesundheit in Zusammenhang mit Bioinformatik?


Für mich als Bioinformatikerin wäre es toll, wenn man viele Patientendaten hätte: Informationen wie Alter, Geschlecht, Krankheitsgeschichten, diagnostische Werte, Gendaten. Vieles davon unterliegt dem Datenschutz und Patient:innen müssen sie freigeben. Daten sind also eine mangelnde Ressource.
 

Das heißt, die Bioinformatiker:innen hätten gerne mehr Daten?
 

Ja. Hätten wir zu den klinischen Diagnosen auch Informationen über die Lebensumstände und den Lebensstil, würde die Forschung einen Riesenschritt nach vorne machen. Denn wir wissen: Unsere Gene spielen im Entstehen von Krankheiten nur zum Teil eine Rolle. Alles andere ist Epigenetik, also die Umgebung, die Lebensumstände. Es käme eine Unmenge an Faktoren zusammen und damit zu arbeiten wäre ein Riesenprojekt, das extrem spannend wäre und für die Menschheit sehr wichtig. Das wäre ein Traum, das würde ich auch gerne analysieren.
 

Bis es soweit ist – falls es jemals soweit ist – kommt die Forschung einfach mit den Daten aus, die vorhanden sind?


Es gibt ja glücklicherweise Menschen, die ihre Daten hergeben, und aufgrund dessen kann man schon viel herausfinden.
 

Wohin, denkst du, geht die Reise in der Bioinformatik mit HPC, HPDA und KI?


Die KI wird sicher einen großen Einfluss auf den Health-Bereich haben. Grundlagenforschung wird es wahrscheinlich immer geben, aber mit KI-Tools wird alles vermutlich etwas schneller gehen. Die Bioinformatik ist ein sehr weites Gebiet: Es ist zum Beispiel möglich, von jeder Konstellation, die man sich nur vorstellen kann, jeden Stressor zu analysieren. Das ist unendlich.

Patientendaten unterliegen dem Datenschutz und Patient:innen müssen sie freigeben. Daten sind also eine mangelnde Ressource.

Wenn du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre das?
 

Er bezieht sich auf Daten: Es gibt sehr viele Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen, die unglaublich viele Daten in ihren Schubladen haben. Ich bin überzeugt davon, dass wir sehr viel bewegen könnten, wenn man diese analysieren würde. Also ist das hier ein Aufruf an all jene, die über Daten verfügen und nicht wissen, was sie damit anfangen können: Kommt zu uns, lasst uns das analysieren, denn eure Daten könnten einen großen Beitrag leisten.


Zur Person

Malgorzata Goiser hat ihre Karriere als Bioinformatikerin an der Medizinischen Universität Wien begonnen und arbeitete acht Jahre lang am Vienna BioCenter. Seit 2021 ist sie bei EuroCC als Expertin für HPC und High Performance Data Analysis (HPDA) für die Vernetzung von HPC-Expert:innen mit HPC-User:innen verantwortlich und betreut Unternehmer:innen dabei, ihre Projekte im Bereich Bio-Tec auf Österreichs Supercomputer, dem VSC, zu rechnen.


Die wichtigsten Begriffe kurz erklärt