„Sei mutig, glaube an dein Potenzial"
„Sei mutig, glaube an dein Potenzial, bleib neugierig“
Es gibt einen Mythos, der sich seit Jahrzehnten hartnäckig hält, und er lautet: High-Performance Computing (HPC) ist nur etwas für Männer. Die Physikerin und HPC-Pionierin Claudia Blaas-Schenner ist eine jener Frauen, die dieses Märchen ohne viel Getöse auflöst, denn als Gründungsmitglied des Central European Chapters der Initiative Women in HPC setzt sie sich klar für mehr Diversität ein. Im Interview mit Bettina Benesch erzählt Claudia über ihren eigenen Weg im HPC und ermutigt junge Frauen, einfach loszugehen.
Claudia, du hast 1990 begonnen, mit Supercomputern zu arbeiten. Bist du im Laufe deiner Karriere auf Hürden gestoßen, weil du eine Frau bist?
Nicht wirklich – ich hatte da wohl ein bisschen Glück. Aber natürlich habe ich gespürt, dass Frauen systematisch unterrepräsentiert sind; vor allem in den frühen Jahren meiner Karriere. Ich war eine von ganz wenigen Studentinnen in der Physik, die einzige Frau in der Forschungsgruppe, die einzige Frau auf einer Konferenz, die einzige Referentin – und manchmal die einzige Hauptrednerin. Auch wenn ich mich daran gewöhnt habe, war es manchmal doch ein bisschen befremdlich.
Am Anfang meiner Karriere habe ich mir ein weibliches Vorbild gewünscht. Auch wenn sich die Situation über die Jahre – über die Jahrzehnte – verbessert hat, sind wir noch weit von einem echten Gleichgewicht entfernt. Deshalb sind Initiativen wie Women in HPC (WHPC) weiterhin dringend nötig.
Deine Karriere ist schon für sich genommen ein großer Erfolg. Aber wenn du ins Detail gehst: Was ist deine größte persönliche Leistung in deinem Fachgebiet?

© Anna Remizova/EuroCC Austria
Zu sehen, wie sich das ASC (früher VSC) zu einem der führenden HPC-Trainingszentren in Europa entwickelt hat, macht mich wirklich stolz – und das betrachte ich als Leiterin des Ausbildungsprogramms am ASC als persönlichen Erfolg. Es ist das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit. Ich habe viele Herausforderungen gemeistert: angefangen beim fehlenden Rückhalt im Team in den Anfangsjahren bis hin zum ständigen Kampf, genügend Mittel für weiteres Wachstum zu sichern.
Mit der Zeit habe ich solide Führungsqualitäten entwickelt und mir Anerkennung als Expertin in der europäischen HPC-Community erarbeitet. Ich habe mehrere Leitungsfunktionen bei internationalen Konferenzen und Initiativen inne, wie etwa im MPI-Forum und bei EuroMPI. Außerdem gehöre ich dem Steuerungskomitee der ASHPC-Konferenzen an.
Welchen Rat hast du für junge Frauen oder Studentinnen, die sich für HPC interessieren?
Ich würde sagen: Seid mutig, glaubt an euer Potenzial, bleibt neugierig, sucht Unterstützung, und zögert nicht, den Schritt in die HPC-Welt zu wagen. Gerade jetzt braucht sie eure Perspektiven und Talente mehr denn je. Ein ausgewogenes Team bringt vielfältigere Sichtweisen ein und löst Probleme oft effizienter.
Wie können Männer und Frauen die Initiative Women in HPC unterstützen?
Da gibt es eine ganze Menge! Konkrete Möglichkeiten sind:
- Mitglied oder Ally werden,
- sich vor Ort ehrenamtlich einbringen, also z. B. Veranstaltungen organisieren und Initiativen unterstützen,
- als HPC-Expertin selbst Frauen und Minderheiten beraten und inspirieren,
- Sponsor werden oder spenden,
- an Awareness-Kampagnen teilnehmen, z. B. in sozialen Medien (#WeAreHPC),
- die Leistungen unterrepräsentierter Gruppen sichzbar machen, und zu guter Letzt:
- selbst Vorbild sein.
“
Mein Rat an junge, technikinteressierte Frauen: Zögert nicht, den Schritt in die HPC-Welt zu wagen. Gerade jetzt braucht sie eure Perspektiven und Talente mehr denn je. Ein ausgewogenes Team bringt vielfältigere Sichtweisen ein und löst Probleme oft effizienter.
„
Über Claudia Blaas-Schenner
Claudia Blaas-Schenner ist am ASC (Austrian Scientific Computing an der TU Wien) für Training, Ausbildung und Kompetenzentwicklung im HPC verantwortlich. Claudia begann ihren Weg im Supercomputing nach dem Studium der Technischen Physik an der TU Wien: Da sie für ihre physikalische Forschung leistungsstarke Rechner brauchte, begann sie 1990 mit Supercomputern zu arbeiten. Im Laufe der Zeit wurde HPC zu ihrer zweiten Spezialisierung. 2014 gab sie ihre Forschungsstelle auf, um zum ASC-Team zu wechseln, und konzentriert sich seither ganz auf den Ausbau von HPC-Ausbildung und Training. 2024 gründete sie gemeinsam mit drei Kolleginnen aus Tschechien, Polen und Slowenien das Central European Chapter der globalen Initiative Women in HPC, die sich für die Förderung von Expertinnen in der HPC-Branche einsetzt.

WHPC: Mitgliedschaft und Vorteile
Wer Mitglied des Central European Chapters von WHPC werden möchte, meldet sich hier an. Bitte wählen Sie die Checkbox “Central European (incl. centres in the Czech Republic, Poland, Austria, Slovenia, Slovakia, Hungary)”.
Wenn Sie Fragen zum zentral- und osteuropäischen WHPC-Netzwerk haben, schreiben Sie ein Mail an das regionale Team: ce.whpc@gmail.com.
Eines der wertvollsten Werkzeuge von WHPC ist das kostenlose Mentoring-Programm, das zwei- bis dreimal pro Jahr stattfindet. Hier können Sie sich für einen der nächsten freien Plätze anmelden.
WHPC auf LinkedIn (Durch das Folgen von WHPC auf LinkedIn entsteht keine Mitgliedschaft)