Reintrieb


August 2021

Innovatives Schiffsantriebssystem eines österreichischen Cleantech-Unternehmens geht in die nächste Entwicklungsphase

 

Aufgrund des Klimawandels kommt es auf Flüssen weltweit immer häufiger zu Niedrigwasserperioden, die den Fracht- und Personenverkehr stören. Dieser Herausforderung für die Binnenschifffahrt widmeten sich die Ingenieure von Reintrieb. Sie entwickelten einen effizienten und klimafreundlichen Antrieb, der es Schiffen ermöglicht, auch bei niedrigeren Wasserständen zu fahren. Nach ersten erfolgreichen Tests erhielt das Wiener Forschungs- und Entwicklungsunternehmen nun Fördermittel, um den Antrieb mithilfe eines Supercomputers zu optimieren.

 

Niedrigwasserereignisse sind für die Binnenschifffahrt zu einem systematischen Problem geworden, das die Logistikketten zu unterbrechen droht und erhebliche wirtschaftliche Verluste verursacht. Nach einer besonders langen Niedrigwasserperiode auf dem Rhein im Jahr 2018 (132 Tage) wurde die Notwendigkeit, die Schiffe anpassungsfähig zu machen, noch deutlicher.
 
Das auf Cleantech-Antriebslösungen für Dekarbonisierung spezialisierte Unternehmen Reintrieb hat ein neuartiges Antriebskonzept erfunden und patentiert, welches den Tiefgang eines Schiffes verringert. Die innovative Konstruktion basiert auf zwei kleinen Propellern, die so angeordnet sind, dass der Tiefgang des Schiffes um bis zu einem Viertel reduziert werden kann, dabei aber trotzdem eine hohe Schubleistung gewährleistet ist. Auf diese Weise können Schiffe bei geringem Wasserstand betrieben werden, ohne Ladekapazitäten einzubüßen. Gleichzeitig kann das optimierte Side-by-Side-Antriebssystem von Reintrieb sogar dazu beitragen, Kraftstoff und somit CO2 einzusparen.



Unterstützung durch SHAPE und Vienna Scientific Cluster (VSC)

 

SHAPE ist ein europäisches Programm von PRACE, das kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) hilft, High-Performance Computing (HPC)-Lösungen einzuführen. Als hochrelevantes Vorhaben sowohl für den Markt als auch für die Ingenieurwissenschaften wird nun die Weiterentwicklung des Side-by-Side-Propellers im Rahmen von SHAPE gefördert. Reintrieb erhält somit technische Unterstützung durch Fachexperten sowie Zugang zum Supercomputer VSC-4 des VSC Research Center an der TU Wien. Der VSC-4 ist Österreichs leistungsstärkster HPC-Cluster auf dem neuesten Stand der Technik, der es ermöglicht, die erforderlichen rechenintensiven Berechnungen mit hochparallelisierter Simulationssoftware durchzuführen.


Während offene Wasserbeckentests bereits sehr gute Ergebnisse für den Side-by-Side-Antrieb gezeigt haben, erfordert die Weiterentwicklung des Prototyps Berechnungsmethoden, welche über die konventionellen, auf festen Parametern basierende Methoden hinausgehen. Deshalb wird das Team Computational Fluid Dynamics (CFD)-Simulationen am VSC durchführen, um die Auswirkungen der verschiedenen Variablen auf die Effizienz des Antriebs grundlegend zu modellieren und eine optimale Anordnung und Form der Komponenten zu berechnen.



EuroCC Austria: Brückenschlag zwischen Industrie und Wissenschaft

 

Mit der Mission, der Industrie den Zugang zu HPC-Infrastruktur und ExpertInnen zu erleichtern, hat EuroCC Austria relevante und zuverlässige FachexpertInnen an der TU Wien gefunden und Reintrieb im SHAPE-Antragsprozess unterstützt.

"Ohne die Hilfe von EuroCC Austria und dem SHAPE-Programm könnten wir unseren Side-by-Side-Antrieb nicht so detailliert, schnell und kosteneffizient optimieren", sagt Dominik Cofalka, Geschäftsführer von Reintrieb.


Derzeit profitieren zwei KMU in Österreich vom SHAPE-Programm. Solche Kooperationen zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen im Bereich HPC sind in Österreich relativ neu, dank europäischer Initiativen wie SHAPE können nun mehr Unternehmen als je zuvor die Chance bekommen, ihre Produkte mit Hilfe von HPC zu verbessern.


EuroCC Austria dient als erste Anlaufstelle für die Industrie in Österreich und bringt Unternehmen, die Bedarf an HPC, Big Data Analytics oder künstlicher Intelligenz haben, mit den entsprechenden ExpertInnen und AnbieterInnen von HPC-Ressourcen zusammen. Mit seinen nationalen und internationalen Kontakten hilft EuroCC Austria auch bei der Suche nach einer geeigneten Finanzierung für Pilotstudien und/oder HPC-Zugang für die Industrie auf nationaler oder europäischer Ebene.


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